Gemeinsames Lernen, um die Menschen vor Ort zu unterstützen und die Lebensqualität in der Region zu verbessern.

Gemeinsames Lernen, um die Menschen vor Ort zu unterstützen und die Lebensqualität in der Region zu verbessern.

Ein Reallabor dient der Begegnung von Zivilgesellschaft und Wissenschaft, um gemeinsam einen Raum zu öffnen, in welchem interdisziplinäre Forschung stattfinden kann und damit ein konkreter lokaler Beitrag geleistet wird. Die erarbeiteten Erkenntnisse fließen in andere Stellen der Region (beispielsweise andere Standorte des Heimatverein Achenbachs) und werden in den internationalen wissenschaftlichen Diskurs gebracht.

Durch die Gründung des Reallabors „Heimatverein Achenbach“ bekommt die Universität weitere Möglichkeiten, um Forschungsvorhaben nach Siegen zu holen und attraktiv für Studierende zu sein. Die forscherische Mitarbeit der Studierenden kommt wiederum dem Heimatverein Achenbach zu Gute.

Aktuell beteiligen sich folgende Forschungsfelder der Universität Siegen am Heimatverein Achenbach:

Sozio-Informatik: Unser qualitativer Forschungsansatz richtet sich auf die konkreten Praktiken der Menschen sowie ihre Bedürfnisse und Interessen, um eine (digitale) Umgebung zu gestalten, die ökonomische, ökologische und soziale Beziehungen gelingen lassen kann. Dazu zielen wir aus der Tradition der Sozio-Informatik heraus (z.B. ‚Verbraucherinformatik‘, ‚IT für die alternde Gesellschaft‘, ‚IT zur Unterstuetzung qualifizierter Arbeit‘, ‚IT zur Dekarbonisierung von Produktion und Konsum‘) auf eine umfassende Unterstützung der jeweiligen Praktiken.

Soziologie: Im Zuge des so genannten “practice turn” erfreuen sich praxistheoretische Zugänge auch in der soziologischen Nachhaltigkeitsforschung immer größerer Beliebtheit. Dieser erkenntnistheoretische Ansatz geht von konkreten, sich vollziehende Praktiken aus, wobei Antworten auf die Frage, welche Methoden dabei helfen, die Genese, Stabilisierung und Transformation von Alltagspraktiken jenseits subjektzentrierter Ansätze zu analysieren, noch ausstehen. Die Erprobung und innovative Erweiterung des Ensembles qualitativer Methoden für konsequent praxissoziologische Analysen werden deshalb im Rahmen erster Lehrforschungsprojekte von Studierenden der Sozialen Arbeit im Rahmen des Seminars „Methoden einer Soziologie der Praxis“ auf sozialräumliche Praktiken nachhaltiger Formen von Sozialität angewendet. Hierbei werden eröffnende wie determinierende Bedingungen nachhaltiger Praktiken erforscht, um stadtteilbezogene und zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit mit den Ergebnissen zu flankieren.

 

Mit dem Reallabor „Heimatverein Achenbach“ werden drei wesentliche Ziele verfolgt:

  • Eine resiliente regionale Wirtschaft muss durch viele Säulen getragen werden: Neben den großen Säulen gewachsener Industrien braucht es die Förderung vieler, in ihrem ökonomischen Umfang kleiner Säulen, insbesondere aus Initiativen des Dritten Sektors und der Zivilgesellschaft, um Tragfähigkeit zu gewährleisten. Die Stärkung einer solchen Infrastruktur sollte gefördert werden (z.B. durch Repair-Kaffees, FabLabs). Dies wird sich auch tendenziell positiv auf die Innovationskraft in der Region auswirken.
  • Besondere Berücksichtigung sollte auch die gesamtgesellschaftliche Relevanz und die Stärkung reproduktiver und ehrenamtlicher/freiwilliger Arbeit finden. Die Corona-Krise hat sehr deutlich gemacht, wie wichtig freiwillig und ehrenamtlich erbrachte Dienstleistungen, häusliche Pflege, Nachbarschaftshilfe, kommunale Bürgerinitiativen, Home Schooling etc. für die Versorgung der Menschen sind angesichts einer möglichen Überlastung des institutionellen Gesundheitssystems, der Schließung von Kitas und Bildungseinrichtungen und der Versorgung prekärer Haushalte.
  • Angestrebt wird zudem der Aufbau eines Netzwerks von Reallabors, das Unternehmen, zivilgesellschaftliche Akteure und Privathaushalte zur gemeinsamen Erarbeitung von resilienten, regionalen Wirtschaftsformen zusammenbringt. Dabei sollten Strategien zur Vermeidung von Verschwendung (z.B. 1/3 aller produzierten Lebensmittel werden derzeit entsorgt), Verteilung von Ungenutztem (z.B. vergessene Gegenstände in Kellern und Dachböden/brachliegende Streuobstwiesen) und zum Reparieren von Defekten (z.B. Computer, Fahrräder) erarbeitet werden. Ausgangspunkt können dabei die Nahrungsmittelproduktion und -verteilung oder privat erbrachte reproduktive Pflege-, Gesundheits- und Betreuungsleistungen sein.

Weitere Informationen finden Sie hier.